SDG 7 – Wie gelingt die Energiewende in Ostafrika?

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Von Kilian Blumenthal

Alle Menschen sollen Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und moderner Energie haben - so die Zielsetzungen des SDG7 zu Energie. Doch wie kann eine Energiewende geliengen, die gleichzeitig nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme fördert? Ein Beispiel aus Ostafrika.

© GIZ

Von WE4F

Water and Energy for Food (WE4F) ist eine internationale Initiative mehrerer Geber, die vom BMZ, der EU, dem MFA NL, Norad, SIDA und USAID finanziert wird, um bahnbrechende Wasser-Energie-Nahrungsmittel-Innovationen zu fördern, die sich auf die Ernährungssicherheit, die Gleichstellung der Geschlechter und die Armutsbekämpfung auf ökologisch nachhaltige Weise auswirken. Die vom WE4F veranstaltete Seminarreihe "Klimawandel, Landwirtschaft, Wasser und effiziente Bewässerung" bringt technische und politische Experten zusammen, um die Bedeutung des Wassermanagements in der Landwirtschaft zu unterstreichen und sich über wichtige Themen in diesem Bereich auszutauschen. Weitere Informationen über das Projekt finden Sie unter: we4f.org

 

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Mit den Auswirkungen des Klimawandels und einer steigenden Weltbevölkerung wird immer klarer, dass es einer nachhaltigen Transformation der globalen Agrar- und Ernährungssysteme bedarf. Die Emissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion haben einen großen Einfluss auf den Klimawandel. Zeitgleich ist die Landwirtschaft selbst, besonders in vielen Ländern des globalen Südens, stark von den Folgen des Klimawandels beeinträchtigt. Und während weltweit Dürren oder Fluten die Ernten verringern, die Bodenfruchtbarkeit nachlässt und die Biodiversität abnimmt, muss mehr Nahrung denn je angebaut werden, um auf die wachsende Weltbevölkerung und geänderte Ernährungsweisen, durch eine wachsende Mittelschicht und den zunehmenden Konsum von tierischen Produkten, zu reagieren. Mehr Anbau bedeutet aber auch mehr Wasser und Energie, die in den landwirtschaftlichen Sektor fließen. Denn der Weg vom Feld auf den Teller ist lang und Bedarf viel direkte und indirekte Energie. Um die Agrar- und Ernährungssysteme nachhaltig zu wandeln, muss sich also auch der Energieeinsatz wandeln. Weg von fossilen Energieträgern und hin zu bezahlbaren und sauberen Energien.

 

Lösungsansätze und Technologien gibt es zu genüge. ©SokoFresh_Cooling

Solarbetriebenen Lösungen weisen einen möglichen Weg in die Ernährungssicherung

Lösungsansätze und Technologien gibt es zu genüge:

 

Mit solaren Wasserpumpen können Bäuerinnen und Bauern ihre Felder effizient bewässern, Dieselpumpen ersetzen und gleichzeitig resilienter gegenüber Dürreperioden werden. Durch solare Kühlung lassen sich, unabhängig vom Stromnetz, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse länger haltbar machen und Nachernteverluste reduzieren. Gleiches gilt für solare Trockner, in denen die Wärme der direkten Sonnenstrahlen ideal genutzt wird. Solarbetriebene Mühlen helfen bei der Verarbeitung von Körnern zu Mehl, und erlauben eine dezentrale Verarbeitung ohne den Einsatz von fossilen Brennstoffen oder Strom aus dem Netz.

 

Die oben geschilderten Technologien sind technisch weit entwickelt, in ihrer Größe skalierbar und erprobt und sauber. Doch sind sie auch bezahlbar? Besonders für die vielen Kleinbäuerinnen und -bauern, die in den Ländern des globalen Südens den Großteil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse produzieren? Für das Globalvorhaben Water and Energy for Food (WE4F), als Teil einer gleichnamigen internationalen Initiative, spielt der Privatsektor eine essenzielle Rolle auf dem Weg zur Sicherstellung des Zugangs zu erschwinglicher, zuverlässiger, nachhaltiger und moderner Energie für alle. Technologien müssen an den jeweiligen landesspezifischen Kontext angepasst sein. Das betrifft nicht nur die technischen Spezifikationen, sondern auch ihre Finanzierbarkeit. Das geht nur durch Unternehmen, die die lokalen Gegebenheiten kennen, und ihr Geschäftsmodell ideal darauf ausrichten.

 

Eines dieser Unternehmen ist SokoFresh in Kenia. Es arbeitet mit solarbetriebenen 20-Fuß Kühlcontainer, die teilweise verkauft, vermietet oder von SokoFresh selbst als Sammelstelle genutzt werden, um größere Mengen an Erzeugnissen an Supermärkte zu liefern. Diese und viele anderen Technologien tragen dazu bei, mehr Lebensmittel zu erzeugen, haltbar zu machen und zu verarbeiten - ganz mit dem Einsatz von solaren Technologien.  Durch die Förderung des Privatsektors durch die Internationale Initiative WE4F wurden bisher über 96,000 Tonnen Nahrung verarbeitet und 780 Millionen kWh Energie eingespart oder durch erneuerbare Energien ersetzt. Ein kleiner Schritt zur Erreichung des SDG 7.

 

Innovative Finanzierungsansätze zu Technologien für Kleinbäuerinnen und -bauern

Die solarbetriebenen Systeme haben den großen Vorteil, dass der Betrieb nahezu kostenfrei ist, da keine laufenden Kosten durch Brennstoffe anstehen und die Maschinen wartungsarm sind. Doch haben diese Technologien – im Vergleich zu den fossil betriebenen Alternativen – oftmals höhere Anschaffungskosten. Dies ist für viele potentielle Käufer zunächst ein Hindernis. Firmen bieten daher oftmals neben ihrem eigentlichen Produkt auch gleich die passende Finanzierung an. Nach einer Anzahlung können die Bäuerinnen und Bauern das Produkt, zum Beispiel die solare Wasserpumpe, dann flexibel abbezahlen. Die Rückzahlung geschieht verteilt über mehrere Ernten und wird auch als Pay As You Grow bezeichnet. Andere Firmen verkaufen nicht die Technologie selbst, sondern den Service. Dies geschieht zum Beispiel bei der Kühlung. Kleinbäuerinnen und -bauern können ein Teil ihrer Ernte in einen Kühlraum einlagern und zahlen dafür einen bestimmten Preis an den Anbieter. Dieses Modell wir auch als Cooling as a Service bezeichnet.

 

Technologien ermöglichen Frauen Zugang zu einem männerdominierten Beruf. @GIZ

Technologien ermöglichen Frauen Zugang zu einem männerdominierten Beruf

Die Nutzung der Technologien ist für die Bäuerinnen und Bauern vorteilhaft. Durch eine ideale Bewässerung können sie den Ertrag steigern, durch Kühlung oder Trocknung ihre Nachernteverluste verringern. In anderen Bereichen geben solare Technologien die Möglichkeit, einen Service anzubieten und damit ein Einkommen zu erzeugen, wie zum Beispiel mit solaren Mühlen. Diese ermöglichen immer mehr den Zugang zu einem äußerst männerdominierten Beruf. Dieselbetriebene Mühlen sind schmutzig, laut und wartungsanfällig und dadurch größtenteils von Männern betrieben. Solare Mühlen stehen all dem entgegen und sind damit deutlich attraktiver für die Nutzung durch Frauen.

 

Den kleinen und mittelständigen Unternehmen (KMUs), die im Bereich der produktiven Nutzung von Solarenergie arbeiten, kommt also eine wichtige Bedeutung zu, um diese sauberen Technologien auch bezahlbar anzubieten. Dabei stoßen die KMUs jedoch selbst oft auf Herausforderungen, z.B. finanzieller oder operationeller Art. Die Firmen brauchen gute Finanzierungsquellen, um wiederum den Endnutzern bei der Finanzierung ihres Produkts zu unterstützen. Auch müssen die KMUs in großem Maßstab produzieren, um die Stückkosten zu senken, und das Produkt für die Endverbraucher erschwinglicher zu machen. Doch die offiziellen Kreditrahmen der Banken bieten oftmals keine geeigneten Konditionen.  Obwohl die Firmen ein gutes Produkt anbieten, müssen sie mit den potenziellen Käufern in Kontakt kommen. Als Kleinbäuerinnen und -bauern befinden sich diese meist in ruralen Gebieten und sind damit schwer zu erreichen. Auch gibt es Schwierigkeiten durch in Kraft gesetzte Bestimmungen, zum Beispiel Steuern auf die angebotenen Produkte oder hohe Importzölle für benötigte Komponenten. Fehlende Qualitätsstandards können zu einem Zusätzlichen Problem für die KMUs werden.

 

Ganzheitlich betrachtet sind die Themen „bezahlbare und saubere Energie“ und „Agrar- und Ernährungssystem“ eng miteinander verzahnt, mit kleinen und mittelständigen Unternehmen, die ihre Produkte in dieser Schnittstelle platzieren.

 

Energie-Partnerschaften in Ostafrika

Das Vorhaben WE4F der GIZ agiert in genau diesem Bereich, mit Fokus auf lokale Privatsektorförderung in Ost- und Westafrika und vielen Aktivitäten, um die Rahmenbedingungen zur Verbreitung und Nutzung für solarbetriebene Technologien zu verbessern. So hat WE4F in Kenia mit der Kenyan Bankers Association (KBA), dem Dachverband des Bankensektors des Landes, ein e-Learning Modul entwickelt. Damit werden Bänker über den Nutzen und das Potential von Solarenergie in der Landwirtschaft geschult und können bessere Entscheidungen treffen, wenn sie Kreditanfragen im Bereich von solaren Technologien bekommen. Diese Trainingsmodule wurden bisher über 1000 Mal absolviert.

 

Um die Rahmenbedingungen für den Bereich der produktiven Nutzung von Solarenergie zu verbessern, arbeitet WE4F mit GOGLA, dem globalen Verband der netzunabhängigen Solarenergiebranche. Die Kooperation unterstützt in Kenia, Ruanda, Uganda und Äthiopien den Austausch zwischen Firmen, Nutzern, Ämtern und Ministerien, um Aktionspläne zu erstellen, die Entscheidungsträger dabei beraten, bessere Rahmenbedingungen für solare Technologien zu schaffen.

 

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